Ich bin in einer christlich-sozialistischen Kultur groß geworden. Für Gott gab es immer einen Raum, ich kenne das Alte Testament. Es war, als lese ich einen Roman. Ich habe in dem Buch nach Wahrheit und Vorbildern gesucht. Heute glaube ich nicht an einen wortwörtlichen Wahrheitsgehalt die-ser Schriften. Somit habe ich mich den Zeilen genähert. Nicht als Christ, sondern als fragender Mensch. Ich habe versucht, alles von dieser Geschichte zu abstrahieren, was ihr durch politisches und reli-giöses Kalkül angedichtet wurde. Vorweg, ich achte jeden Glauben. Ich möchte lediglich meine Gedan-ken zu einem der mächtigsten und gleichzeitig so widersprüchlich mit Leid, Schuld und Befreiung behafteten Gleichnisse teilen: DER KREU-ZIGUNG. Dem rationalen, selbstverantwortlichen Geist in mir war und ist immer noch suspekt, warum ein anderer Mensch (JESUS) vor über 2000 Jahren für meine Sünden am Kreuz gestorben sein sollte. Jeder von uns kennt auch jene inneren Plätze, an denen wir uns mit Schmerz, Angst oder Ohnmacht konfrontiert fühlen. Warum tue ich Dinge, von denen ich weiß, dass sie mir nicht gut tun? Warum haben Sünden so eine Macht über uns? Warum sehne ich mich nach Nähe und fürchte mich, wenn sie da ist? Weil ich in all die-sen Situationen an einen Punkt komme, an dem ich etwas fühlen müsste, was ich nicht fühlen will. Frage: Was hat das mit dem Kreuz zu tun? Es gibt Erfahrungen, die kann ich mir nicht schön reden. Das ist mein KREUZ. Der Mensch ließ sich freiwillig kreuzigen. Er starb in seinem alten, begrenzten Ich … und er wurde wiedergeboren. Ich wünsche mir Hingabe, an das was ist, und Offenheit in meiner Seele. Frieden mitten im Fegefeuer und eine baldige Auferstehung. Nach der Schwelle der Unerträglichkeit kommt die Hingabe, und die-se schenkt den Frieden. Somit hat jeder sein Kreuz zu tragen.